Reinhold Kraft, Thomas Müller, Georg Solms (Hg.)
Ernst Neumann-Neander 1871-1954
Wer war Ernst Neumann?
Auf diese Frage könnte man einfach mit einem Blick in Degener, Wer ist's? Unsere Zeitgenossen (VI. Auflage, 1912) antworten: „Neumann, Ernst, Kunstmal., Architekt, Reklamesachverst. – *3.IX.1871 Cassel. – V: Prof. Emil N., Cassel. – Vorf: Großv. Kunstmaler Schirmer, Karlsruhe. – Akademie Cassel, München, Paris. – Verh. – Lehr. an d. Schule Lewin Funke, Charlottenburg; Mitinh. d. Ateliers Ernst Neumann, Reklame-Ausstattg.; Reklameber. groß. Firm. d. Automobilbr. (Sorge-Sebeck, Oest. Daimler, Delmenhorst. Wagenfabr.). – W: Graph. Kunstblätt. in fast all. Museen ges.; spez. Abt. „E.N. u. s. Schüler“ Berlin, Kunstg., Mus.-Bibliothek; Illustrat. Simpliz., Jugend usw. – Vors. d. Clubs der Karikaturisten Berlin, Eigner d. Seemotoryacht Kinderspiel. – Berlin W. 35, Potsdamerstr. 48.“
Unabhängig davon, dass der Hinweis auf eine Verwandtschaft zum in Jülich geborenen Kunstmaler Schirmer nach ausgiebigen Recherchen nicht zutrifft, wird man mit diesen dürren Angaben den vielfältigen Talenten von Ernst Neumann, der sich selber Neander nannte und von seinen Freunden N2 genannt wurde, nicht gerecht. Genialer Erfinder, Automobilarchitekt, Konstrukteur, Maler, Illustrator und kritischer Beobachter des Zeitgeschehens – all das, aber noch mehr, war Ernst Neumann-Neander, der vor nunmehr 50 Jahren am 3. November 1954 im Alter von 83 Jahren in Düren starb.
Bisher gibt es zum künstlerischen Schaffen von E.N. – im Gegensatz zu seinem „technischen Leben“, das Thomas Trapp in zwei Büchern dokumentiert hat – keine Gesamtdarstellung, wenn auch in keinem der Standardwerke zur Reklame- und Plakatkunst Hinweise auf E.N. und seine Bedeutung fehlen.
Anlässlich des 50. Todestages soll dieses Versäumnis teilweise beseitigt werden. Allerdings kann und soll unser Buch nicht die noch zu schreibenden Monographien über das malerische und graphische Werk, die Reklamekunst und Automobilarchitektur ersetzen. Auch eine Edition der Schriften E.N's. steht noch aus.
In dem vorliegenden Werk soll neben dem Künstler der Mensch nicht zu kurz kommen. Es ist uns gelungen, eine Vielzahl von Autoren, die sich schon lange dem Gedenken an E.N. verpflichtet fühlen, zu gewinnen, die sich aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln beiden Aspekten annehmen. Georg Solms schreibt über Kindheit und Jugend. In einem grundlegenden Aufsatz geht Sherwin Simmons, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Eugene, Oregon, auf die kunstgeschichtliche Bedeutung des Werkes von E.N. ein. Die Übersetzung verdanken wir Roland Opschondek aus München. Die Beziehungen E.N's. zu den „Elf Scharfrichtern“ arbeitet Siegfried Bushuven heraus. Erik Eckermann beleuchtet die Gestaltung von Automobilkarosserien durch E.N. Paul Simsa setzt sich kritisch mit dem Konstrukteur auseinander. Anschließend befasst sich Thomas Trapp mit der Entwicklung von Motorrädern und Fahrmaschinen durch. E.N. Das künstlerische Spätwerk von E.N. wird erstmals von Reinhard Schilf dokumentiert. Auch ein wichtiger Text von der Hand E.N's. wird neu publiziert.
Inhalt
Vorwort der Herausgeber: Wer war Ernst Neumann?
Georg Solms: Ernst Neumann-Neanders Erinnerungen an Kindheit und Jugend
Siegfried Bushuven: Ernst Neumann und die Anfänge des literarischen Kabaretts in Deutschland
Sherwin Simmons: Ernst Neumanns „Neuwerte der bildenden Kunst“: Kunsttheorie und -praxis um 1900
Erik Eckermann: Neumann, neo andras und neo ókxema. Neumann-Neander und die „Architektur der Fahrzeuge“ 1911 – 1923
Paul Simsa: Ein Leben wie sonst keines
Thomas Trapp: Ernst Neumann-Neander und die Fahrzeugtechnik
Reinhard Schilf: Ernst Neumanns letzte Jahre und die Rückkehr zur Malerei
Lebensgang
Ausstellungen
Literaturverzeichnis
Autorenverzeichnis
Werkübersicht
Anhang
Ernst Neumann: Die Architektur der Fahrzeuge
184 Seiten
zahlr. Abb., 21 x 29,7 cm, gebunden
Hahne & Schloemer Verlag, Düren 2004
ISBN 3-927312-66-5
Preis: 25,00 €