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Landschaftsverband Rheinland (Hg.)

"Man hat mir gesagt,
meine Augen sind blau."

125 Jahre Rheinischer Blindenfürsorgeverein 1886 Düren

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

als Vorstandsvorsitzende des Rheinischen Blindenfürsorgevereins 1886 Düren blicke ich mit Stolz auf einen Verein, dessen wechselvolle Geschichte in diesem Buch lebendig wird. Es beschreibt Höhen und Tiefen der jahrzehntelangen Vereinsentwicklung, die deutlich werden lassen, dass der RBV immer auch ein Spiegelbild der Stadt Düren und seiner Gesellschaft war und ist. Nichts wird beschönigt, nichts wird verschwiegen, auch nicht die schlimme Zeit des Nationalsozialismus. Diese Publikation ist ein Meilenstein bei der Aufarbeitung der 125-jährigen Geschichte im Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen; sie ist aber zugleich auch ein lesenswertes Buch für Historiker, sozialpolitisch Interessierte und für Menschen, die sich für die Geschichte dieser Region, der Stadt Düren und des RBV begeistern.

 

Nachzulesen ist die jahrzehntelange Entwicklung eines Vereins, der von dem Leitgedanken getragen wird, blinde Menschen zu fördern und ihnen trotz ihrer Sehbehinderung und der damit verbundenen Einschränkung ein erfülltes und zufriedenes Leben zu ermöglichen. Sie lernen in diesem Buch die Gründe und Hintergründe für die Entstehung des RBV kennen und erfahren viel über seine Entwicklung im historischen Kontext, insbesondere mit Blick auf die Sozial- und Behindertenpolitik der vergangenen 125 Jahre. Es wird sichtbar, wie mit dem Engagement Einzelner und durch die Solidarität und das Verantwortungsbewusstsein vieler Menschen Großes entstehen kann; wie wichtig die Selbsthilfe und zugleich, wie bedeutsam der Sozialstaat für unsere Gesellschaft und unsere Kultur ist.

Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte der Verein mit der Errichtung von Werkstätten und Wohneinrichtungen begonnen. Er bot und bietet damit bis heute blinden Menschen Ausbildung, Arbeit und Wohnen. Mittlerweile unterhält der RBV eine Vielzahl von Einrichtungen, die es blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen, eine Ausbildung zu absolvieren, in denen sie arbeiten und zu Hause sind. Dazu zählen das Anna-Schoeller Haus und das Rheinische Blindenheim in der Roonstraße, die Wohn- und Förderstätte in der Eberhard-Hoesch-Straße sowie das Internat für Schülerinnen und Schüler der LVR-Louis-Braille-Schule. Hinzu kommt das Berufsförderungswerk Düren, das 1960 aus der Rheinischen Umschulungsstätte für Späterblindete hervorgegangen und an dem der RBV mit 50 Prozent beteiligt ist. Ambulante Angebote im Bereich der Beratung und Betreuung sowie beim Betreuten Wohnen gehören ebenfalls zum breiten Angebotsspektrum des RBV.

Mit seinen rund 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den verschiedenen Einrichtungen – zählt man das Berufsförderungswerk hinzu, sind es sogar fast 500 – verfügt der RBV in Düren über eine Expertise für blinde und sehbehinderte Menschen, die heraussticht, auch im europäischen Vergleich. Und natürlich ist der Verein auch für die Region wichtig, denn hier zählt er seit mehr als 125 Jahren zu den größeren Arbeitgebern.

Vor dem Hintergrund der langen Vereinsgeschichte erscheint manch eine Entwicklung klein und unwichtig zu sein. Doch es gibt Fragestellungen, die für den RBV und auch gesamtgesellschaftlich langfristig von hoher Relevanz sein werden.

Wie wird sich das Thema Inklusion auf die Arbeit unseres Vereins auswirken? Was können wir tun für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention? Welche neuen Beschäftigungschancen können wir Menschen mit Behinderungen eröffnen? Welche zusätzlichen Aufgaben warten auf uns angesichts des demographischen Wandels mit der Folge des Älterwerdens unserer Gesellschaft? Mit welchen Errungenschaften der Augenheilkunde dürfen wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten rechnen?

Diesen Fragen widmet sich der RBV, immer mit dem Ziel, den ihm anvertrauten Menschen eine selbstbestimmte, weitreichende Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und die im Grundgesetz verbriefte Verpflichtung zu erfüllen: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden und jeder hat das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe. Der Vorstand und die Geschäftsführung beschäftigen sich verantwortungsvoll mit diesen Herausforderungen, so wie es seine Vorgänger in der Vergangenheit getan haben.

Dabei ist eines gewiss: Dem RBV wird die Arbeit nicht ausgehen.

Ich danke allen, die in den zurückliegenden Jahren an diesem Buch gearbeitet haben und freue mich, dass auch der Landschaftsverband Rheinland so tatkräftig mitwirken konnte.

Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Ulrike Lubek

 

Inhalt
H.-Joachim Zeißig 125 Jahre Rheinischer Blindenfürsorgeverein (RBV) heute und morgen   16
Axel Hinrich Murken Blinde und Blindheit. Aspekte ihrer Perzeption und Therapie bis zur Begründung des „Rheinischen Blindenfürsorgevereins 1886 Düren“   30
Friedrich Dreves Blinde und sehbehinderte Menschen des Rheinlandes in der preußisch-deutschen Fürsorge-, Sozial- und Behindertenpolitik   46
Bernd Hahne Die Anfänge der Dürener Blinden-Anstalt und des Rheinischen Blinden-Fürsorge-Vereins 1842 bis 1914   84
Peter Staatz Blindenfürsorge in Düren im Ersten Weltkrieg und während der Weimarer Republik 1914 bis 1933   172
Horst Wallraff Blindheit und „Brauchbarkeit“ – Der Rheinische Blindenfürsorgeverein (RBV) im „Dritten Reich“ 1933 bis 1945   218
Jan Schiffer und Franz Weingartz Die Entwicklung des Rheinischen Blindenfürsorgevereins 1886 Düren (RBV) nach 1945   274
Wolfgang Franz Die LVR-Louis-Braille-Schule in Düren   292
Manfred Ersing Die Rheinische Umschulungsstätte für Späterblindete und das Berufsförderungswerk Düren   312
Friedrich Schröder Von der Rheinischen Umschulungsstätte für Späterblindete zum Berufsförderungswerk Düren gGmbH   326
Friedrich Schröder Nachkriegserinnerungen an das Anna-Schoeller-Haus   330
Friedrich Dreves Zur Namensgeschichte des Rheinischen Blindenfürsorgevereins 1886 Düren   332
Lothar Schubert Entwicklung der Blindenselbsthilfe im Raum Aachen/Düren   336
Helmut Krebs Historische Schlaglichter der Stadt Düren bis zu ihrer Zerstörung 1944   340
Helmut Krebs Die Situation der Blindenfürsorge in der Stadt Düren seit dem Zweiten Weltkrieg   348
Helmut Krebs Historische Gebäude der Blindenfürsorge aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg   356
Wolfgang Hagenau Fortschritte in der Ophthalmologie   364
Ude Ruland Der RBV und die Karnevalsgesellschaft „Club Löstige Jonge Birkesdorf“   368
Friedrich Dreves Zeittafel zur Entwicklung der Blindenfürsorge und der weiteren Blindeneinrichtungen in Düren   372
  Quellen   389
  Auswahlbibliographie   392
  Abbildungsverzeichnis   407
  Autorenverzeichnis   415

 

416 Seiten
zahlr. Abb., 18,5 x 28,5 cm, fester Einband
Hahne & Schloemer Verlag, Düren 2013
ISBN 978-3-942513-15-9
Preis: 29,95 €

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