Wolfgang Spithaler
Von Frankfurt nach Tombstone
Der Weg eines Chirurgen
Er ist vielen (wenn sie nicht selbst unter seinem Messer gelegen haben) bekannt geworden durch seine humanitären Operationsreisen nach Polen und in die Ukraine. Der Dürener Chirurg Dr. Wolfgang Spithaler hat aber auch sonst fast alles von der Welt gesehen: Einsätze – immer ehrenamtlich – für die Organisation „Médecins sans Frontières“ im Kriegsgebiet in Libyen, als – unfreiwilliger – Geburtshelfer in einem Hospital auf dem Dach der Welt in Nepal, als Schiffsarzt bei über 20 Atlantiküberquerungen mit der SeaCloud – man fragt sich irgendwann, wie viele Leben dieser Mann hatte. Denn nicht vergessen darf man, dass er wesentlich zum Aufbau des „neuen“ St.-Augustinus-Krankenhauses in Lendersdorf beigetragen hat, das, als er dort seinen Dienst antrat, akut von Schließung bedroht war.
Jetzt hat Spithaler eine erste Bilanz seines Lebens gezogen, nicht ohne einen kritischen Blick auf die Entwicklung der Medizin und des heutigen Krankenhauswesens zu werfen.
Mit Goethe im Bett: Geboren wurde ich in Frankfurt am Main am 16.12.1942. Meine Erinnerung an dieses Erlebnis ist verständlicherweise nicht mehr vorhanden. Nur aus Erzählungen meiner Eltern weiß ich noch, dass es angeblich das gleiche Krankenhaus gewesen sein soll, in dem auch Goethe zur Welt gekommen ist. Welch eine Ehre!!! Vielleicht auch im gleichen Bett? Das hoffe ich nicht, da meine Mutter sonst sehr unbequem gelegen hätte. Denke ich wenigstens. Eines der größten Genies seiner Zeit und sicher auch noch unserer Zeit, von mir unendlich geschätzt, im gleichen Krankenhaus wie ich, wenn es denn nur stimmen sollte!!
Wahrscheinlich hat auch diese Tatsache veranlasst, vom schönsten Kind Frankfurts zu sprechen, wobei mein Vater dies alles wesentlich realistischer gesehen hat und mich – damals wohl mit sehr schuppiger (vermutlich neurodermitischer) Haut versehen – als durchaus hässlich in Erinnerung behalten hatte. Wie gesagt, mein Erinnerungsvermögen ist diesbezüglich verständlicherweise noch sehr vage. Das soll sich bald ändern. […]
Im Rahmen meiner Möglichkeiten: Vieles habe ich in dieser Zeit aufgenommen und auch verinnerlicht und darüber nachgedacht, was ich mit meinen doch eingeschränkten Möglichkeiten in dieser Welt bewirken oder verbessern könnte.
Singen konnte ich nicht. Politisch tätig zu sein war auch nicht unbedingt mein Ding. Aber schon während meines Studiums faszinierte mich der Gedanke, etwas, wenn auch nur im Kleinen, bewirken zu können und auch weiterzugeben, zumal dies meinem ärztlichen Selbstverständnis entsprach und auch heute noch entspricht. Aber ich musste noch etwas warten. Erst später dann hatte ich mit meinem ärztlichen Beruf und meiner Chirurgie Möglichkeiten dazu und habe diese auch mit meinen humanitären Aktionen ergriffen und in die Realität umgesetzt. Davon möchte ich das eine oder andere erzählen.
Wie kam ich überhaupt dazu??
Mit dem Aufbau des St.-Augustinus-Krankenhauses in Lendersdorf hatte ich an sich genug zu tun und war voll ausgelastet. Überall war ich involviert, nicht nur im medizinischen oder chirurgischen Bereich als Leiter der chirurgischen Abteilung und vor allen Dingen als ärztlicher Direktor. „Der Fisch stinkt immer vom Kopf!“ war mein Motto beim Aufbau des Krankenhauses, das bei meiner Einstellung ja kurz vor der Schließung stand.
Da ich mich zu dieser Zeit um fast alles kümmern musste, führte mich auch schon mal mein Weg damals in den Heizungskeller. Ich weiß nicht mehr genau, warum.
Hier traf ich Herrn Paschkowski vom polnischen Kulturverein, der medizinisches Material suchte für sein Krankenhaus in Krotoszyn in Polen. Auch Herr Weidner, unser technischer Leiter, hatte sich zu uns gesellt. Wir kamen ins Gespräch. Gefragt nach meiner Bereitschaft, in Polen eventuell chirurgische Eingriffe durchzuführen, habe ich sofort zugesagt, im Grunde ohne zu wissen, was dafür alles notwendig und damit verbunden war und was mich konkret erwartete. Ich glaube, über meine spontane Zusage war er erstaunter als ich selbst. […]
Inhalt |
Grußwort |
5 |
Mit Goethe im Bett |
7 |
Von Dortmund nach Münster |
23 |
Vom Tod und geschlagenen Wunden |
31 |
Von der „heilen Welt“ ins „hillije“ Köln |
37 |
Im Rahmen meiner Möglichkeiten |
43 |
In die Wüste geschickt |
57 |
Aufs Dach der Welt |
65 |
Jobs gesucht, Doktorvater gefunden |
71 |
Der Chirurg als Arzt |
77 |
Studium in Köln |
83 |
Problematische Nachfolge |
89 |
Berufseinstieg |
95 |
Wo werde ich der beste Oberarzt? |
105 |
Auf keinen Fall Düren |
113 |
Aufbauarbeit in Lendersdorf |
125 |
Kampf an mehreren Fronten |
137 |
DMeine Kinder – mein Stolz |
143 |
Auf hoher See |
153 |
P. M. geht für immer |
159 |
Neuland betreten |
163 |
Von der „grauen Maus“ zur imposanten Klinik |
169 |
Auf dem Weg in die Zukunft |
177 |
Was wird aus der Medizin? |
185 |
Ein frühes Fazit |
189 |
192 Seiten
zahlr. Abb., 16,5 x 22,5 cm, geb.
Hahne & Schloemer Verlag, Düren 2020
ISBN 978-3-942513-55-5
Preis: 16,00 €
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